Guy Manning verblüfft vor allem wegen seiner Stimme, die
eine deutliche Ähnlichkeit zu der des Hexenmeisters von
Jethro Tull, Jan Anderson, hat. Musikalisch hält sich
der Multiinstrumentalist, der nebenher Mitglied bei The
Tangent ist, mit seinen Soloalben im symphonischen
Progressive Rock auf. Bodenständige, eher schlichte,
songdienliche Kompositionen sind die Basis seiner Songs,
die dennoch teilweise lang ausgeführt werden. Was in den
Songs instrumental passiert, ist ansprechend, aber nicht
umwerfend. Gerade im Progressive Rock, wo die süchtige
Hörerschaft viel kompositorische und interpretatorische
Qualität erfährt, wird es für Musiker schwer, die zwar
handwerklich-technisch alle Spielarten beherrschen, ihre
eigenen Songs aber eher eingängig und mitklatschbar
gestalten.
Angenehmer Weise sind einige Canterbury-inspirierte
Ideen auf "Songs from the Bilston House" enthalten. Guy
Manning arbeitet kein komplexes Material aus, lässt aber
einiges Jazztriefende in seine Stücke einfließen.
Besonders hart ist keiner der 9 Songs, elektrische
Gitarrensoli sind selten, aber vital. Hingegen haben die
Stücke einige Längen, die technisch gewiss gelungen
eingespielt sind, aber nicht hinreißen.
Auch wenn die fünfköpfige Band (samt Gästen) in
"Understudy" mal härter arbeitet, ist schnell klar, dass
Manning eher der Mann fürs Balladeske ist, der ein
Faible für krumme Takte und anspruchsvolle Melodien hat,
aber nicht immer ein glückliches Händchen beim
Komponieren. Neo- und Retro-Fans werden ihre
Vorstellungen von Prog in einigen der Songs wieder
erkennen. Die Komplexfreaks schauen derweil über den
brachen Garten hinüber zur schiefen Scheune, studieren
das ansehnliche Booklet zur CD und wundem sich, dass
überm leicht bewegten Bodden schwerer Sonnenschein liegt
und das nackte Wäldchen golden leuchtet, während der
späte Herbst doch dunkel, kalt, grau und bedeckt sein
sollte.
Aber das kommt wohl noch.
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